Der Kirchenkreis Lüneburg verfügt über ein reiches und vielfältiges musikalisches und kulturelles An- gebot. Kernaufgabe der Kirchenmusik ist dabei die Ausgestaltung von Gottesdiensten und Kasualien, im Schwerpunkt mit Orgel- und Chormusik, aber auch mit Instrumentalgruppen und Bands.
Allgemeine Ausstattung
Die Ausstattung mit Planstellen, was das Verhältnis zwischen Gemeindemitgliedern und Stellenäquivalenten angeht, bewegt sich deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.
Derzeit sind im Kirchenkreis insgesamt 72 Musikgruppen aktiv. Die räumliche Verteilung ist dabei nicht gleichmäßig.
Neben den institutionalisierten Musikgruppen und musikalischen Angeboten finden sich im gesamten Kirchenkreis auch ad hoc-Musikgruppen in allen musikalischen Genres zusammen, insbesondere für die Ausgestaltung von besonderen Gottesdiensten. Die Bandbreite reicht von Vokalquartetten über Combos bis zu Bands oder Instrumentalensembles.
Insgesamt lassen sich deutlich Unterschiede in den Möglichkeiten, Bedürfnissen und der konkreten Ausgestaltung der Kirchenmusik zwischen den Stadtorten, insbesondere zwischen urbanen Gemein- den und den Landgemeinden im Kirchenkreis, feststellen.
Chöre
Die Chorlandschaft in den Städten ist vital und strahlt in den gesamten Kirchenkreis aus. Die durch den Zustrom junger Sängerinnen und Sänger mögliche Auswahl lässt auch das Leistungsniveau stei- gen. Auch die Kinder- und Jugendchöre wachsen stetig oder müssen geteilt werden, um den Bedürf- nissen dieser Zielgruppe gerecht zu werden.
Im ländlichen Raum des Kirchenkreises lässt sich ein Trend zur Überalterung feststellen. Diesem Trend entgegenzuwirken, wird in den nächsten Jahren eine besondere Herausforderung sein, will man den musikalischen Reichtum des Kirchenkreises weiter entwickeln.
Posaunenchöre
Die Mitglieder der Posaunenchöre weisen in der Regel eine hohe Bindung an ihre Heimatgemeinde auf. Die Proben bilden ein wichtiges soziales Element im Gemeindeleben, bei dem sich Ensemble generations- und milieuübergreifend zusammenfinden. Sie liefern damit einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt im ländlichen Raum.
Etliche Posaunenchöre bieten flächendeckend Angebote für die Nachwuchsförderung durch Unter- richt, Bereitstellung von Leihinstrumenten und Probenmöglichkeiten an. Sie werden dabei durch das Posaunenwerk und den Landesposaunenwart unterstützt. Dabei werden nicht nur – aber eben auch – Kinder- und Jugendliche an das Instrumentarium herangeführt. Gerade die Nachwuchsförderung muss in Zukunft verstärkt und vom Kirchenkreis in größerem Umfang als bisher gefördert werden.
Nachwuchsausbildung
Als einzigem Kirchenkreis der Hannoverschen Landeskirche gelingt es im Kirchenkreis Lüneburg re- gelmäßig, sehr gut nachgefragte C-Kurse mit zeitweilig bis zu 30 Teilnehmern anzubieten. Damit leis- tet der Kirchenkreis einen wichtigen Beitrag zur Konsolidierung im Bereich nebenamtlicher Kirchen- musiker.
Die Nachfrage nach Orgelunterricht mit dem Ziel einer D- und C-Prüfung bewegt sich auf hohem Ni- veau; der Kirchenkreis und der Sprengel Lüneburg fördern diese Entwicklung mit Orgelstipendien.
Orgeln
Der Kirchenkreis Lüneburg verfügt über eine reiche Orgellandschaft mit bedeutenden Instrumenten. Die Instrumente werden neben dem Einsatz bei Gottesdiensten für zahlreiche Konzerte genutzt. Ge- meindeübergreifende Konzertreihen sichern dabei den Zustrom an Besuchern, vor allem im Stadtge- biet und Umfeld von Lüneburg. Den Bestand an Orgeln empfinden die Musikerinnen und Musiker zu- gleich als Verpflichtung, diese Instrumente als Teil des kulturellen Erbes in Gottesdiensten und Kon- zerten hör- und erlebbar zu machen. Die rege Nachfrage nach Orgelführungen ist an den exponierten Standorten ungebrochen und wird als wichtiges Instrument der Musikvermittlung verstanden.
Defizite sehen Haupt- und nebenamtliche Musikerinnen und Musiker in der Ausstattung von Fried- hofskapellen, insbesondere, wenn diese in kommunaler Trägerschaft sind. Die vorhandenen Instru- mente sind für eine angemessene Begleitung der Kasualien oft wenig geeignet. Der Ausschuss regt an, gemeinsam mit den Kommunen und Bestattern die Initiative fortzusetzen, eine bessere Instrumen- talausstattung der Friedhofskapellen sicherzustellen.
Popularmusik
Neben den seit langem bestehenden Pop- und Gospelchören hat sich im letzten Berichtszeitraum vor allem das Band-Projekt Come Together fest etabliert. Die Resonanz auf dieses Angebot aus den Ge- meinden spricht uneingeschränkt für eine Fortsetzung und Ausbau dieser Aktivitäten. Auch in anderen Gemeinden gibt es immer wieder popularmusikalische Beiträge, durch Posaunenchöre oder anlass- bezogene Initiativen einzelner Musikerinnen und Musiker.
Bemerkenswert sind die Aktivitäten rund um die Piano-Kirche, die von einem ehrenamtlichen Team betreut werden.
Der Kirchenkreis Lüneburg bietet sich aufgrund seiner Lage und der vorhandenen Infrastruktur an, Standort eines im Sprengel Lüneburg geplanten Fortbildungszentrums für kirchliche Popularmusik zu werden, ggf. in Kooperation mit Partnern.
Popularmusik hat im Curriculum des C-Kurses seinen festen Platz, insbesondere bei der Begleitung des Neuen geistlichen Liedes.
Kirchliche Kulturarbeit
Das kulturelle Engagement im Kirchenkreis Lüneburg ist vielfältig und breit aufgestellt über den gan- zen Kirchenkreis. Viele Kirchengemeinden pflegen gute Beziehungen zu lokalen Kulturschaffenden.
Im Lockdown des Pandemiewinters 2020/21 hat der Kirchenkreis den Fonds »Kirche mit Kultur« auf- gelegt, der die Beteiligung von Kulturschaffenden an Gottesdiensten finanziell unterstützte. Der Fonds fand große Resonanz. Die Kontakte zwischen Kulturschaffenden und Kirchengemeinden wurden dadurch nachhaltig gestärkt.
Manche Kirchengemeinden sind inzwischen feste Orte für kirchliche Kulturarbeit geworden. Die Band- breite reicht von Theologie und Jazz in der Reihe »Lebensklänge« bis zu Kunstausstellungen lokaler Künstlerinnen und Künstler, die ihre Kunstwerke mit dem Kirchenraum in Dialog bringen. Auch in Landgemeinden geschieht vielfältige Kulturarbeit, zum Beispiel mit Kunstprojekten oder Lesungen.
Vor allem in der Stadt Lüneburg aber auch an anderen Orten des Kirchenkreises gibt es eine inzwi- schen gewachsene Zusammenarbeit mit etablierten Kultureinrichtungen wie z. B. dem Museum und dem Theater. Kantoreien verwirklichen große Aufführungsprojekte mit dem Theater. Die Kirchenfüh- rungen, auch gemeinsam mit dem Museum, und die dazugehörenden Ausbildungen verbinden vielfäl- tig Kunst und Kirche in Lüneburg. Auch mit dem lokalen Programmkino gibt es gute Kontakte und eine inhaltliche Zusammenarbeit, zum Beispiel im Rahmen des Reformationsjubiläums.
Kunst
Die Kirchen im Kirchenkreis verfügen über eine Fülle von historisch wertvollen Kunstschätzen, von Abendmahlskelchen über Altäre bis zu Epitaphien, aber auch Orgeln. Ihre Pflege, ggf. Restaurierung, Nutzung und / oder Zugänglichmachung obliegt den jeweiligen Gemeinden. Sie bieten auf verschie- dene Weise Anlass, sich mit Fragen des Glaubens auseinander zu setzen und ins Gespräch zu kom- men. Ergänzt werden die Aktivitäten durch Sonderausstellungen, die anlassbezogen von Gemeinden entwickelt werden oder überregionale Wanderausstellungen, die eingeladen werden, im Kirchenkreis Station zu machen. Der bisher eingeschlagene Weg soll in Zukunft in Verantwortung zur Pflege und Bewahrung der Kunstschätze und den engagierten Aktivitäten der Gemeinden fortgesetzt werden.
Ausblick
Von kleineren Kritikpunkten abgesehen, schätzen vor allem die hauptamtlichen Kirchenmusiker die Situation der Kirchenmusik im Kirchenkreis positiv ein. Ihre Arbeit erfährt eine Wertschätzung über die Grenzen der unmittelbar aktiven Chor- und Ensemblemitglieder hinaus.
Insgesamt wird für den Planungszeitraum eine Fortsetzung der bisherigen Aktivitäten angestrebt, die als erfolgreich und zukunftsfähig gesehen werden. Die vorhandene Ausstattung mit Instrumenten (von einzelnen Friedhofskapellen abgesehen) und die große Nachfrage nach den musikalischen Angebo- ten (aktiv wie passiv) empfinden die Akteure als Verpflichtung für die Zukunft.
Eine spürbare Entlastung für die haupt- und nebenamtlichen Musikerinnen und Musiker würde eine drittelmittelfinanzierte Stelle für die Koordination und Verwaltung der Kirchenmusik im Kirchenkreis bringen.
Die Kirchenmusik im Kirchenkreis wird weiterhin von den beiden Kirchenkreiskantoren mit Sitz in Ble- ckede und Lüneburg koordiniert und befördert, mit einem besonderen Fokus auf den ländlichen Raum (z. B. Amt Neuhaus).
Eine zentrale Aufgabe wird die Nachwuchspflege sein: Die Kinder- und Jugendchöre sowie die Po- saunenchöre führen nicht nur jungen Menschen in das kirchenmusikalische Leben ein, sondern sichern künftig Publikum und aktive Laien in der Kirchenmusik. Dieser Bereich sollte im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten weiter ausgebaut werden – eine steigende Nachfrage nach diesen Angebo- ten wird erwartet. Als Nebeneffekt führt dies auch zu einer Veränderung bei den Gottesdienstbesu- chern: Wenn Kinder- und Jugendchöre singen, kommen in der Regel die Eltern und andere Verwandte und damit eine Generation, für die der Gottesdienstbesuch oft nicht mehr als zentrales Element kirch- lichen Lebens auf der Agenda steht.
Die Unterstützung von Orgelschülerinnen und -schülern durch Stipendien sollte unbedingt fortgesetzt werden.
Dem Bereich Popularmusik wird ein künftiger Bedeutungszuwachs beigemessen. Ein angedachtes Ausbildungszentrum für kirchliche Popularmusik wird in verschiedenen organisatorischen und inhaltli- chen Dimensionen intensiv diskutiert und unterstützt. Die im Projekt Come Together angelegten Struk- turen können damit vertieft und für weitere Gemeinden zugänglich gemacht werden. Eine besondere Herausforderung bei der Implementierung wird eine angemessene Breite des künftigen Angebots sein: Die vielen Stilrichtungen innerhalb der Popularmusik mit zum Teil sehr spezifischen Altersgrup- pen oder musikalischen Szenen schließen sich hinsichtlich der Rezeption zum Teil wechselseitig aus. Neben der Vermittlung der musikalischen Techniken wird auch eine kultur-soziologische Sensibilisie- rung erforderlich sein.
Die Kirchenmusik in ihrer Vielfalt und Qualität sowie die zahlreichen Initiativen und Angebote im Be- reich kirchlicher Kultarbeit werden als einer der Leuchttürme im Kirchenkreis gesehen, der weit über sein originäres Aufgabenfeld in die Gemeinden und die Gesellschaft hineinstrahlt.